Der Winter kommt - Zirkus im Wohnzimmer?

Die kalte Jahreszeit lässt nicht nur viele Menschen sondern auch den einen oder anderen Hund zum Stubenhocker werden! Anderen Hunden wiederum ist stinklangweilig, sie beginnen das Wohnzimmer nach ihren Vorstellungen umzudekorieren und vollführen einen regelrechten Zirkus wenn ihnen langweilig ist.

 

Wie kann ich diesen Zirkus in attraktive Bahnen lenken und sowohl Spaß als auch sinnvolle Beschäftigung damit erreichen?

Kann ich meinen Hund auslasten wenn er zum schnuppern und toben nicht raus mag oder ich einen Regentag lieber im warmen Stübchen verbringen möchte?!

 

Ja! Natürlich und es kann eine große Freude für Zwei- und Vierbeiner sein!

 

Ich habe ein paar Anregungen und vielleicht wird aus einem unausgelasteten Hund der im Wohnzimmer Zirkus macht ja eine richtiger kleiner Publikumsliebling?! Manege frei!

Für unsere lieben Vierbeiner gibt es eine Menge aufregender und spaßiger Möglichkeiten im Haus oder der Wohnung. Das reicht von einfachen Futtersuchspielen, über anspruchsvolleres Apportiertraining bis zu Tricktraining und Dogdance. Letzteren möchte ich heute mehr Aufmerksamkeit widmen! Dabei lernt der Hund Tricks welche im fortgeschrittenem Stadium sogar aneinandergereiht mit Musik einen Tanz ergeben können!

 

Einfache Anfängertricks wären beispielsweise Pfötchen geben, welches man bis zum winken ausbauen kann, im Kreis drehen oder Dinge umrunden, Rolle, Männchen machen, Gegenstände festhalten und bringen oder umrunden, Türen aufstubsen, die Leine selbst tragen... Ein eindrucksvoller Trick, welcher einfach zu lernen ist ist das Totstellen!

Man kann dem Hund auch Tricks beibringen die einen im Alltag unterstützen! Z.B. Dinge in den Mistkübel werfen, Türen schließen, Lichschalter an- und abdrehen, auf Kommando zu bellen und wieder aufzuhören, (verlorene) Dinge aufheben, Jacke/Handschuhe ausziehen... Das sind nur ein paar der möglichen Kunststücke!

 

Jetzt stellt sich die Frage wie ich dem Hund das am besten beibringe, sodass er daran Spaß hat?!

Die Methode es dem Hund vorzumachen hat bei mir leider nicht geklappt. Ich glaube meine Hunde haben erkannt, dass ich den Trick schon kann und daher keine Notwendigkeit gesehen es selbst zu lernen... Aber, Spaß beiseite - diese Art von lernen gibt es tatsächlich und nennt sich "Do as I do", ich habe es aber noch nicht ausprobiert. Ich habe dann begonnen sie selbst nachdenken und die Tricks erarbeiten zu lassen! Damit hatte ich mehr Erfolg!

 

Ich habe sehr gute Erfahrungen mit dem Klicker oder alternativ einem Markerwort gemacht!

Der Klicker oder - je nach Wahl - das Markerwort ist ein Signal/Marker auf welches/n der Hund konditioniert wird. Er lernt dieses Signal bedeutet, dass gleich eine Belohnung kommt und zwar für die Tätigkeit die er genau zum Zeitpunkt des Markers gemacht hat.

Dies ist eine Methode sehr präzise zu bestätigen!

 

Auf diese Art kann man Tricks (free)shapen und den Hund zum kreativen Denken/Handeln animieren. Shapen bedeutet sich einem bestimmten Trick schrittweise anzunähern. Freeshapen ist quasi das gleiche, nur hat man hier kein explizites Ziel sondern lässt etwas entstehen. Beispielsweise setzt man sich einfach hin und beobachtet was der Hund macht. Wenn mir ein interessantes Verhalten auffällt bestätige ich dieses und lasse es den Hund weiterentwickeln. Das kann ich auch mit Gegenständen machen. Natürlich muss der Hund in diesem Stadium schon gut verinnerlicht haben worum es geht, er  braucht dafür Erfahrung und positive Erfolge. Mein Beno hat auf diese Art Zunge zeigen und den Trick "nervös" gelernt. Dabei ist er von einem Vorderbein aufs andere getreten was wie ein nervösen Trippeln ausgesehen hat - begonnen hat es mit einem einfachen Pfötchen heben - also, nur Mut!

 

Heute möchte ich erklären wie man einen Hund am besten auf den Marker konditioniert und ihn erstmals benutzt:

Man nehme eine Schüssel weicher, gut essbarer Leckerchen, einen Klicker oder überlegt sich alternativ ein Markerwort (der Einfachheit halber spreche ich ab nun vom Klicker), eine Portion Motivation und Geduld und natürlich einen aufmerksamen Hund.

Wir beginnen, den Hund vor uns stehend oder sitzend und machen klick (Wenn ein Hund ängstlich oder verschreckt reagiert kann ich die Lautstärke durch ein Tuch dämpfen oder das Markerwort benutzen). Die Hand wandert zu den Leckerchen und er bekommt eines. Das wiederholen wir einige Male. Geduldig und nicht zu schnell. Der Hund soll verknüpfen dass der Klick die Handlung "Leckerchen kommt" auslöst. Vielleicht ~15-20 mal und dann machen wir eine Pause. Ja! So einfach ist das. Das ganze kann ich mehrmals am Tag und über ein paar Tage wiederholen. Wenn ich das Gefühl habe mein Hund hat den Klicker mit der Belohnung verknüpft kann ich testen ob dem tatsächlich so ist: wenn der Hund mit seiner Aufmerksamkeit nicht hier ist, wegschaut oder unterstützend ein geworfenes Leckerchen fraß klicke ich und beobachte ob sich mein Hund mir erwartungsvoll zuwendet! Wenn nicht, dann braucht ihr beide noch etwas mehr Zeit und ein paar Trainingseinheiten mehr. Wenn ja - Gratulation! Dein Hund fordert das Leckerchen dass du ihm versprochen hast und hat verstanden worum es geht!

 

Nun könnt ihr die erste Übung angehen um das Gelernte anzuwenden und zu festigen: Du nimmst Futter in die eine Hand und die andere bleibt leer. Beobachte deinen Hund! Er wird versuchen an das Futter zu kommen. Klick und Belohnung folgen in dem Moment in welchem er sich vom Futter abwendet. Im weiteren Schritt soll er sich der leeren Hand zuwenden und du bestätigst jeden Schritt in diese Richtung. Das ist übrigens eine gute Übung um dem Hund zu lernen sich zurückzunehmen und sich von Fressbaren abzuwenden.

 

Wenn dein Hund zu verfressen ist oder dir eine andere Übung sympathischer ist, kannst du auch mit folgender Übung beginnen: Nimm einen Targetstick (ein Stäbchen mit einer Kugel darauf, das kann man selbst basteln), einen Zettel oder deine Hand. Wofür auch immer du dich entscheidest - es ist das neue Ziel, ein Target. Der Hund bekommt einen Klick mit Belohnung wenn er seine Aufmerksamkeit dem Target zuwendet. Am Anfang  reicht ein Blick in die Richtung, später soll er das Target bewusst anblicken, darauf zugehen, es anstubsen (je nach Ziel mit Pfote oder Nase). Schritt für Schritt in die richtige Richtung. Wenn er verstanden hat was ein Target ist, kannst du damit schon die ersten Tricks aufbauen. Im Kreis drehen, etwas anstubsen, Slalom durch die Beine sind Tricks die mit Hilfe eines Targets gut aufgebaut und schnell erlernt werden können!

 

Aber Achtung - habe Geduld! Dein Hund muss möglicherweise zum ersten Mal wirklich nachdenken und verknüpfen! Bis jetzt hat er vermutlich alle Tricks wie Sitz, Platz und Fuß mit einem Leckerchen vor der Nase gelernt. Da musste er nur nachlaufen/schauen und heute muss er aktiv überlegen was sinnvoll ist! 5-10 Minuten sind am Anfang mehr als genug für eine Trainingseinheit, diese neue mentale Beschäftigung strengt an!

 

Damit das Klickern spannend bleibt baue ich immer wieder einen "Jackpot" ein, wenn er etwas besonders gut macht. Mein Hund bekommt dann einen Doppelklick und mehrere Stückchen Futter. Das ist wie im Lotto, wenn die Gewinnchance variiert und die Chance nach einem größeren Gewinn da ist, ist die Motivation umso größer!

 

 

 

Ich wünsche euch viel Spaß dabei und viele kreative Ideen! Mit der Zeit werde ich die eine oder andere Anleitung für einen Trick erstellen - wenn du Wünsche hast nur her damit, aber eines möchte ich dir mitgeben: sei selbst kreativ! Ich freue mich wenn du die eine oder andere Idee mit mir teilst!

 

 

 

PS: Achja, all das funktioniert übrigens auch mit anderen Tierarten! Probiere es doch einmal mit deiner Katze, deiner Ziege, deinen Hühnern! Die Tiere sind meist klüger als wir denken!

 

 

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