Körpersprache und Co. - wie wir Hundebegegnungen un-/bewusst beeinflussen.

In diesem Beitrag möchte ich anhand eines nacherzählten Erlebnisses veranschaulichen wie wir unsere Hunde durch unser Verhalten oft unbewusst negativ beeinflussen und zu einer Eskalation beitragen. Gleichzeitig zeigt dieses Beispiel wie wir eine Eskalation und brenzlige Situationen verhindern und entschärfen können.

Vor zwei Monaten hatte ich ein spannendes Erlebnis, welches ich hier schildern möchte.

Mein Pflegehund trägt eine sogenannte "Leinenaggression" mit sich herum, in unserem Fall bedeutet das, dass er an der Leine mit Aggression reagiert, wenn er daran gehindert wird, mit dem anderen Hund Kontakt aufzunehmen - die Leine scheint eine hohe Frustration und großen Druck auszulösen. Im ungehinderten Kontakt ist er verträglich.

Ich war mit dem Pflegehund an einem Ort mit mehreren Menschen, er trug eine kurze schlaufenlose Leine und schlief unter einem Tisch im Freien als unerwartet Besuch kam, drei Erwachsene und ein junger Rüde mit offensichtlich ebenfalls geringer Frustrationstoleranz. Als ich sie erblickte waren sie noch ungefähr zwei Meter von meinem Pflegling entfernt, der die zwei- und vierbeinigen Besucher noch nicht bemerkte. Ich war selbst überrascht und verunsichert wie ich die Situation am besten auflösen konnte. An die Leine nehmen wollte ich meinen Hund nicht, denn der andere war schon zu nahe und so wäre die Situation mit ziemlicher Sicherheit eskaliert. Ich entschied mich meinen Hund anzusprechen und ihn auf den Besuch aufmerksam zu machen, selbst blieb ich sehr entspannt und beobachtete die Beiden wie sie Kontakt aufnahmen.

Ich habe beide Hunde im Kontakt als eher unsichere junge Rüden wahrgenommen und sie versuchten sich augenscheinlich gegenseitig zu imponieren. Beide trugen ihre Köpfe sehr hoch, waren in der Körpersprache eher angespannt, staksten ein wenig herum doch blieben (wenn auch nicht sehr höflich) friedlich.

Die Menschen des Besuchsrüden hingegen wurden sehr nervös, straften die Leine und zupften daran, redeten unruhig auf ihren Hund ein, dass alles gut sei und starrten angespannt auf die beiden Hunde. Diese Stimmung zog scheinbar die anderen Menschen aus der Nähe an wodurch sich ein Kreis an neugierig, gespannten Menschen um die beiden Hunde bildete. Ich kam mir vor wie in einer Arena.

So kam was kommen musste, der Besuchsrüde auf welchen immer mehr Druck ausgeübt wurde zog die Lefzen, machte einen Satz nach vorne und zwei bellende Hunde standen auf den Hinterbeinen und versuchten das Gegenüber mit Drohschnappen in die Luft zu beeindrucken. Panisch versuchte man die "wilden Raufer" zu trennen, sprang ins Geschehen und zog an den Leinen was die beiden Kontrahenten noch mehr anzufeuern schien. Der Besuch entfernte sich und die Hunde hatten keine Möglichkeit mehr zu kommunizieren und "Frieden zu schließen".

 

Diese Situation dauerte wahrscheinlich nicht einmal eine Minute.

 

Mir hat dieses Schauspiel erneut gezeigt wie viel negativen Einfluss unser Verhalten auf unsere Hunde haben kann. Gleichzeitig lässt sich daraus aber auch schließen wie sehr wir Situationen positiv beeinflussen können.

Ich bin überzeugt, dass die beiden hündischen Herren im Freilauf problemlos verträglich gewesen wären und vermutlich über den Platz getobt wären. Vielleicht hätten sie sich gegenseitig etwas angestänkert und versucht den Stärkeren zu makieren, aber es wäre meiner Meinung nach nicht eskaliert.

Der Unterschied zur Freilaufsituation und der geschilderten Situation ist im Grunde nur die Intensität des Einflusses der Menschen.

Zusammengefasst haben in meinen Augen genau folgende Einflüsse zur Eskalation geführt:

  • angespannte Leine
  • Rucken an der Leine
  • nervöses, schnelles Zureden
  • angespannte Körperhaltung
  • Arenastimmung - alle starren auf die Hunde
  • Auseinanderzerren der Hunde

Wie bereits gesagt können wir unsere Hunde mit diesem Wissen genauso positiv beeinflussen.

Zusammengefasst hätten folgende Handlungen zu einer friedlichbleibenden Situation beigetragen:

  • Leine locker lassen, evtl. nachgeben
  • ruhiges ansprechen, wenn möglich sogar abwenden und herausholen
  • entspannte Körperhaltung
  • Grundvertrauen in den eigenen Hund
  • entspanntes Beobachten der Situation
  • im Idealfall selbst ruhig (weg?-)bewegen um eine evtl. Anspannung aufzulockern

Sollte eine Situation trotzdem eskalieren und man sich für eine Trennung der Hunde entscheiden finde ich es wichtig die Hunde nicht sofort bis auf weiteres zu separieren und vielleicht noch mit einem Bleibekommando an einen Ort zu fesseln.

Die sollen die Möglichkeit bekommen, die entstandene Anspannung durch Bewegung zu kompensieren und den "Feindfreund" ruhig wahrzunehmen und friedlich mit ihm zu kommunizieren.

Am besten ist das durch einen gemeinsamen Spaziergang möglich, Menschen sind in der Mitte, splitten die Hunde voneinander und gehen einfach los. Die Hunde müssen nicht Kontakt aufnehmen, können dies aber (auf die Entfernung) und erleben, dass der andere nicht nur doof ist, von ihm eine Gefahr ausgeht, sondern man miteinander friedlich sein kann und den anderen gar nicht beachten muss.

 

Die anschließende Bewegung baut übrigens auch die entstandene Anspannung beim Menschen ab und gibt auch den Zweibeinern die Möglichkeit eines Kennenlernens, Austausches und Abhaken der Situation als blöd gelaufen aber gut beendet/aufgelöst!

 

Verfasst von August - November 17.

 

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