Silvester: Angstfrei durch die Böllerei!

Silvester und das damit verbundene Feuerwerk jagen vielen Hunden einen jährlichen Schrecken ein!

Einige sind gar nicht mehr ansprechbar, zitternde Nervenbündel und sogar Tage später noch verstört.

Doch die erleichternde Nachricht lautet, dass du trainieren kannst! Am besten regelmäßig über das ganze Jahr verteilt, aber auch jetzt noch.

 

Ich habe mit meinem Hund Beno trainiert und möchte dir heute - spät aber doch - erzählen wie wir unser angstfreies Silvester erarbeitet haben und auf unseren Erfahrungen beruhende Tipps geben!

Mein Beno war vom ersten Tag an ein unsicherer Hund und kannte nicht viel. Natürlich hatte auch er vor lauten Böllern und Feuerwerk große Angst.

Zu Silvester hatten wir dann das große Drama. Gemeinsam mit seinem Bruder schob er Panik. Das änderte sich durch gezieltes Training für die nächsten Jahre.

 

Da für dieses Jahr bis Silvester nicht mehr viel Zeit bleibt, enthält der erste Teil dieses Eintrags unterstützende Tipps/Erfahrungen für die Akutsituation und der zweite Teil beschäftigt sich mit dem aktiven Training.

 

Doch eines Vorweg: BITTE sichere deinen Hund ab Dezember bzw. mit Start der Knallerei ausreichend! Eine Möglichkeit ist die Leine sowohl in Halsband als auch ein gut sitzendes Geschirr einzuhaken (um weiterhin die ganze Leinenlänge zur Verfügung zu haben eignet sich dafür eine Koppel), für Ausbruchskünstler gibt es auch Sicherheitsgeschirre mit zwei Bauchgurten. Jedes Jahr gibt es Suchmeldungen von unvorsichtigen Hundehaltern deren Hunde ohne Leine davonlaufen oder sich im Schreck aus dem Halsband gewunden haben und abgehauen sind...

 

 

1. Verbesserung in der Akutsituation:

 

Am 31.12 empfielt es sich bei Tageslicht das letzte Mal eine größere Runde und am späten NM/Abend nur noch kurz zum lösen vor die Türe zu gehen.

Die erste kleine Erleichterung für die aufregende Nacht erreichts du indem dein Hund in einem Raum mit möglichst wenig Fenstern ist bzw. diese verdunkelt sind. Zusätzlich drehe ein Licht auf um die Lichteffekte des Feuerwerks einzudämmen und somit die Reize zu minimieren.

Um die lauten Knalle und das Raketenzischen, das den meisten Hunden die größte Angst machen, zu dämpfen sind natürlich alle Türen und Fenster geschlossen.

Eine kleine Ablenkung bzw. weitere Dämpfung der Geräusche erreichst du durch laufen lassen des Radios bzw. Fernsehers.

Wenn ein Hund sehr ängstlich ist und sich wohler fühlt wenn er sich verkriechen kann, ist es sinnvoll ihm eine kleine dunkle Höhle zu bauen! Dafür eignen sich Transportboxen die man mit einer Decke abdunkelt oder auch ganz einfach ein Körbchen unter einem Tisch ebenfalls mit Decke abgedunkelt.

Solange dein Hund ansprechbar ist und Futter nimmt (kann natürlich etwas ganz besonderes sein) nutze diese Möglichkeit um in etwas abzulenken. Ich empfehle Übungen/Tricks mit ihm zu machen, das hilft auch uns Menschen den Hund nicht zu sehr zu bemitleiden und sich normal zu verhalten. Futter/Spielzeug wird im Idealfall geworfen und der Hund darf nachlaufen. Dabei ist der Hund nicht nur abgelenkt sondern wird durch die Bewegung aufgelockert und kann Spannung abbauen. Stressabbau und Ablenkung erreichst du bei deinem Hund auch durch knabbern und beißen. Vielen Hunden ist mit einem Ochsenziemer oder einer anderen Knabberei geholfen!

Meine Hunde bekommen unterstützend Bachblüten/Notfalltropfen bzw. Homöophatische Globuli.

 

Zusammenfassung: Von draußen abdunkeln, Licht an, Ersatzgeräusche, Höhlen anbieten, Ablenkung durch Futter/Spielzeug in Form von Beschäftigung und/oder Bewegung, Knabberei zum Stressabbau!

 

 

2. Aktives Training:

 

Für dieses Trainig ist es sinnvoll seinen Hund auf einen Klicker oder anderen Marker zu konditionieren. Dieser holt den Hund im ersten Moment aus dem Schreck heraus und erweckt seine Aufmerksamkeit mit einer positiven Erwartung. Eine Anleitung dazu findest du hier: *klick* Wenn du lieber ohne Marker trainierst, lasse einfach den Schritt des Markens weg.

Zu Anfang hilft es wenn eine zweite Person im Training zur Verfügung steht. Ich habe mit Knallerbsen begonnen zu trainieren. Diese sind ganzjährig erhältlich und dürfen verwendet werden(Quelle). Ich finde sie ideal für ein Knalltraining, da sie nicht zu laut sind und man sie gut mitnehmen kann.

Je nach Gelassenheit meines Hundes werfe ich eine einzelne Erbse in angemessen Abstand (bzw. die zweite Person, wenn eine größere Distanz notwendig ist). Bitte achte darauf dass dein Hund mit der Aufmerksamkeit bei dir bzw. beim Werfer ist! Wenn er gerade herumschnüffelt oder abgelenkt ist, kann ihn der Knall aus dem momentanen tun herausreißen und umso mehr erschrecken.

Unmittelbar auf den Knall folgt der Marker und eine Belohnung (Leckerchen oder Spiel(zeug)) je nach Vorlieben des Hundes. Ich werfe es, damit der Hund sich bewegt und mögliche Anspannung dadurch wieder abbauen kann. Dies wiederhole ich einige Male mit angepasster Distanz und beende das Training.

Das Training in dieser Form führe ich über mehrere Tage oder Wochen weiter, verkleinere die Distanz bis auf wenige Meter und sobald der Knall neutral oder positiv belegt ist kann ich den nächsten Schritt machen.

Ich nehme die Knallerbsen in dieser Stufe mit auf Spaziergänge und mache die gleiche Übung wie oben beschrieben. Bleibt mein Hund entspannt wage ich wieder einen nächsten Schritt und werfe die Erbse einfach während des Gehens ohne sie zu beachten. Wenn mein Hund dabei entspannt mit mir weiter marschiert habe ich schon eine Menge geschafft!

So beginne ich die ehemals angstmachenden Geräusche mit meinem Hund zu ignorieren.

 

Ab Dezember bzw. je nach Region und Start der Knallerei habe ich in der Wohnung sowie unterwegs mit dem Hund immer einen Klicker und Leckerlies dabei. Wenn eine Rakete hochgeht oder es knallt folgt ein Marker und die Belohnung.

Bei ängstlichen Hunden die das Leckerchen in der Wohnung in der Situation nicht annehmen können würde ich es trotzdem werfen. Der Hund sieht, dass das Leckerchen nach dem Knall kommt und kann es sich auch später holen, aber die Möglichkeit der Verknüpfung besteht. Wichtig ist, dass ich selbst entspannt bleibe, mich normal verhalte und den Hund evtl. bewege.

 

Je nach Trainingsstand des Hundes kannst du Luftballons zerplatzen lassen oder andere lautere Krachmacher benutzen. Je mehr verschiedene Knaller/Schreckreize dein Hund kennen und nicht mehr fürchten lernt, desto besser!

 

Zu Silvester selbst beachte bitte den ersten Teil des Eintrags! Auch ein gut trainierter Hund hat es verdient geschützt zu werden. Und der Trainingserfolg kann durch ein "zu viel" schnell wieder dahin sein bzw. kann es große Rückschritte geben die vermeidbar sind.

 

 

 Zusammenfassung: weniger Angstbesetzte Krachmacher in adequatem Abstand, Aufmerksamkeit des Hundes, unmittelbare Belohnung und Bewegung, langsame Anpassung der Distanz, Einführen in neuen Situationen, bei neutraler/positiver Verknüpfung beginnen auch mal zu ignorieren, verschiedene Krachmacher nutzen, entspannt bleiben : )

 

 

 

!Allgemein gilt: je gelassener ich mit plötzlichen Reizen jeder Art umgehe, desto gelassener ist auch mein Hund!

 

 

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